Cornelia Richter, die bisher auch ehrenamtlich als Pfarrerin in Österreich tätig war, erhielt bereits im 1. Wahlgang 64 von 68 Stimmen. Erforderlich war eine Zweidrittelmehrheit. Sie folgt in diesem Leitungsamt auf Michael Chalupka, der Ende des Jahres seine Pension antritt. Für die Wahl nominiert wurde Richter von allen sieben Superintendentialversammlungen, in denen Delegierte aller Pfarrgemeinden der jeweiligen Diözese vertreten sind. Bei der Wahl im Evangelischen Realgymnasium Wien-Donaustadt war Cornelia Richter die einzige Kandidatin.
Das Amt als Bischöfin könne man nicht wie eine Professur auf einer Karriereleiter anstreben, „es muss einem zugetraut und zugesprochen werden“, sagte Prof. Richter und zeigte sich dankbar für das große Vertrauen. „Kirche ist Gemeinschaft, Kirche ist und lebt da, wo sie geschieht und die Bischöfin steht mittendrin“, bekräftigte Richter. Auch wenn die Zahlen zurückgehen, bleibe die Aufgabe „die Stimme des evangelischen Christentums als markante Stimme in unserer Gesellschaft laut werden zu lassen“. Über ihre bisherige Schaffensstätte sagte sie: „Die Universität Bonn war für mich seit 2012 meine akademische Heimat und ein Ort des gemeinsamen Denkens, Diskutierens und Strebens – die kollegiale Atmosphäre und der interdisziplinäre Austausch werde ich stets in dankbarer Erinnerung bewahren.“
Rektor Prof. Hoch gratulierte der neu gewählten Bischöfin zu ihrer Wahl: „Ich gratuliere im Namen der Universität Bonn sehr herzlich! Ihre Wahl ist ein historisches Ereignis und ein starkes Zeichen. Mit großer akademischer wie persönlicher Autorität bringt Cornelia Richter theologische Expertise, gesellschaftliche Weitsicht und Spiritualität in dieses wichtige Amt ein. Wir sind stolz, sie in den Reihen unserer Universität zu wissen – als herausragende Wissenschaftlerin, engagierte Hochschullehrerin und inspirierende Persönlichkeit.“
Cornelia Richter (54) wuchs in Bad Goisern auf, ihr Vater war Pfarrer, ihre Mutter über viele Jahre Organistin in der örtlichen Kirche. Ihr Theologiestudium absolvierte Richter in Wien und München, darauf folgten Aufgaben als wissenschaftliche Mitarbeiterin an theologischen Fakultäten in Wien, Marburg und Kopenhagen. Lehrtätigkeiten führten sie nach Hermannsburg, Zürich und Gießen, 2011 folgte dort die Berufung auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie und Ethik. 2012 wurde sie an die Universität Bonn berufen, wo sie bis 2020 Professorin für Systematische Theologie mit Schwerpunkt in der Lehramtsausbildung war. Seit 2020 hat Richter die Bonner Professur für Dogmatik und Religionsphilosophie inne. Seit 2012 ist sie zudem Co-Direktorin des Bonner Instituts für Hermeneutik. Seit 2024 lehrt Richter auch an der University of St. Andrews (UK).
Von 2020-2024 leitete Cornelia Richter als erste Dekanin die Evangelisch-Theologische Fakultät und seit 2024 ist sie als erste Frau Vorsitzende des Senats der Universität Bonn. Neben den aktuellen theologisch-dogmatischen Arbeitsschwerpunkten ist Richter Expertin im interdisziplinären Feld der Resilienzforschung. Die aktive Pfarrerin wirkte in Bonn seit 2012 regelmäßig als Predigerin und Liturgin an der Schlosskirche, die sie seit 2024 als Universitätspredigerin leitet.